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50 Jahre "3nach9": Warum der Bremer Talkshow-Klassiker so beliebt ist

 Seit einem halben Jahrhundert bringt "3nach9" von Radio Bremen Menschen miteinander ins Gespräch und ist damit Deutschlands dienstälteste Talkshow. Anlässlich des Jubiläums geben die Moderatoren Giovanni di Lorenzo und Judith Rakers Einblicke hinter die Kulissen und verraten das Erfolgsgeheimnis der monatlichen Sendung.

Eine Bühne für bekannte und unbekannte Persönlichkeiten

Die Gästeliste von "3nach9" ist vielfältig: Neben überregional bekannten Persönlichkeiten werden auch weniger prominente Gäste eingeladen. Das Ziel der Sendung ist es, den Menschen hinter dem öffentlichen Bild zu zeigen. "Wir versuchen, eine Atmosphäre zu schaffen, in der man bereit ist, sich zu öffnen und etwas zu erzählen", erklärt Judith Rakers.

Der besondere Zauber der Gesprächsrunde

"Wir haben großartige Persönlichkeiten zu Gast, die schon oft in Einzelinterviews befragt wurden – bei uns treffen sie aufeinander und kommen miteinander ins Gespräch", so Rakers weiter. Diese Dynamik erzeuge oft einen besonderen Zauber, der die Sendung einzigartig mache.

Dass die beiden Moderatoren unterschiedliche Interviewstile haben, trägt zum Erfolg bei. "Wir beide sind unterschiedlich, die Gäste sind unterschiedlich und alles zusammen ist das Gesamtkonzept." Medienforscherin Prof. Joan Kristin Bleicher von der Universität Hamburg betont, dass die persönliche und flexible Gesprächsführung den Eindruck erweckt, Zuschauerinnen und Zuschauer seien selbst Teil der Talkshow.

Gespräche, die bewegen

Einige Begegnungen bleiben den Moderatoren besonders in Erinnerung. "Es sind immer die Gäste, die einen emotional berühren", sagt Giovanni di Lorenzo. Ein Beispiel ist die Krankenpflegerin und Poetry-Slammerin Leah Weigand, die mit ihrem Gedicht über die schwierigen Bedingungen in der Pflege das Publikum tief bewegte. "Fast alle saßen da und mussten mit den Tränen kämpfen, ich auch", erinnert er sich.

Judith Rakers denkt besonders an das Gespräch mit dem Onkologen und Krebsforscher Wolfram Gössling zurück, der nach der Behandlung zahlreicher Patienten selbst eine niederschmetternde Diagnose erhielt.

Offenheit ohne Grenzen

Einschränkungen in den Gesprächen gibt es kaum. Manchmal äußern Prominente den Wunsch, nicht über ihr Privatleben zu sprechen. "Das ist auch in Ordnung, das Persönlichkeitsrecht ist in Deutschland geschützt", betont Rakers.

Giovanni di Lorenzo berichtet, dass weder Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) noch CDU-Chef Friedrich Merz bei ihren Besuchen Vorgaben gemacht hätten. "Beide haben sich davor gehütet, uns vorher irgendwelche Wünsche oder No-Gos durchzugeben. Es gab auch keine inhaltlichen Absprachen."

Moderatoren mit Rekorden

Giovanni di Lorenzo moderiert "3nach9" seit 1989 und hat bisher keine einzige Sendung verpasst. "Niemand fängt an und denkt, dass er nach 35 Jahren noch dabei ist", sagt der Journalist und Chefredakteur der Wochenzeitung Die Zeit. Judith Rakers ist seit 14 Jahren dabei und damit die am längsten amtierende Moderatorin der Talkshow.

Jubiläumssendung und Ausblick

Das 50-jährige Bestehen von "3nach9" wird am kommenden Freitag (15. November) mit einer Live-Sendung gefeiert. "Ich glaube, das ist ein großes Kompliment an unser Team und an die Sendung, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer uns immer noch treu sind", freut sich Rakers. Der Name der Sendung entstand übrigens, weil sie ursprünglich mit drei Moderatoren um kurz nach neun Uhr abends ausgestrahlt wurde.

Kontinuierliche Weiterentwicklung

Nach jeder Sendung treffen sich Redaktion und Moderation, um die jüngste Ausgabe zu reflektieren. Beide Moderatoren betonen, wie viel sie in ihrer Zeit bei "3nach9" gelernt haben. Eine wichtige Erkenntnis für Giovanni di Lorenzo ist: "Es kommt nicht darauf an, dass du dich mit einer besonders schlauen Frage selbst inszenierst, sondern darauf, dass der Gast möglichst viel von sich preisgibt. Diesem Ziel müssen sich Tonlage und Inhalt der Fragen unterordnen."

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